Was ist ein Policendarlehen? Definition, Begriffsklärung und Beispiel

Taschenrechner und Stift auf einem Blatt Papier mit Zahlen: Lebensversicherungen können beliehen werden, um ein Policendarlehen zu erhalten
Policendarlehen erhalten durch Beleihung einer Versicherung

Bei einem Policendarlehen wird eine Versicherungspolice, wie beispielsweise die Lebensversicherung, beliehen. Es handelt sich um ein endfälliges Darlehen, welches meist von der Versicherungsgesellschaft selbst, manchmal auch von Banken, an den Versicherungsnehmer vergeben wird.

Was ist ein endfälliges Darlehen?

Die Besonderheit eines endfälligen Darlehens ist, dass dieses erst am vereinbarten Tag, also nach Ablauf der Vertragsdauer, als Einmalzahlung zurückgezahlt wird. Wurde beispielsweise die Lebensversicherung mit 9.000 Euro beliehen, so müssen am Stichtag die 9.000 Euro komplett zurückgezahlt werden. Die anfallenden Zinszahlungen hingegen werden in der Regel monatlich abgeführt und beziehen sich immer auf den geliehenen Wert, in diesem Beispiel 9.000 Euro. Die Zinsen bleiben damit bis zum Vertragsende stabil und eine Tilgung ist nicht vorgesehen.

Wie hoch fällt das Darlehen aus?

Abhängig davon, an wen die Versicherungspolice übergangsweise abgetreten wird, kann die Beleihungssumme variieren. Wird das Policendarlehen von der eigenen Versicherung gewährt, sind bis zu 100% des Rückkaufwerts der Police als Darlehen möglich. Handelt es sich um eine fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherung, unterliegt diese stärkeren Schwankungen und wird daher nur zu einem Teil des aktuellen Rückkaufwerts beliehen. Wichtig ist jedoch, zu beachten, dass die Versicherung regulär weiterläuft, es müssen nach wie vor die bisherigen Raten weitergezahlt werden.

Konkretes Beispiel für das Policendarlehen

Aufgrund eines finanziellen Engpasses wird dringend liquides Kapital benötigt. Ein regulärer Kredit kommt momentan nicht in Frage, da beispielsweise ein relativ schlechter SCHUFA-Score einen solchen verhindert. Um nun dennoch schnell an Kapital zu gelangen, wird die eigene Lebensversicherung beliehen.

Die Lebensversicherung hat einen aktuellen Rückkaufwert von 10.000 Euro und wird mit 90% bei einer Vertragslaufzeit von 36 Monaten beliehen. Der Versicherungsnehmer erhält somit unkompliziert 9.000 Euro und verpflichtet sich, diesen Betrag nach 36 Monaten zurückzuzahlen.

Während dieser Zeit kommt es zu Zinszahlungen, welche zusätzlich zu den regulär anfallenden Gebühren geleistet werden müssen. Die Zinsen beziehen sich immer auf das Kapital von 9.000 Euro und da es sich um ein endfälliges Darlehen handelt, wird sich dieser Grundbetrag in der Regel nicht mehr reduzieren.

Nun kommt es leider anders als gehofft und der Versicherungsnehmer verstirbt nach nur 24 Monaten. Da die Lebensversicherung beliehen wurde, wird der Versicherer zuerst das geliehene Kapital zurückerhalten und erst danach wird das restliche Geld aus der Lebensversicherung an die Hinterbliebenen ausbezahlt.

Die Risiken bei einem Policendarlehen

Mit einem Policendarlehen kann schnell und einfach liquides Kapital generiert werden, doch ist es im Regelfall deutlich teurer als ein regulärer Kredit. Während es bei einem gewöhnlichen Kredit die Möglichkeit der Tilgung gibt, und damit die Zinszahlungen reduziert werden, ist bei einem endfälligen Darlehen wie dem Policendarlehen eine Tilgung nicht vorgesehen, es bleibt eine konstante Zinshöhe erhalten. Je länger die Vertragsdauer, desto größer ist auch der Nachteil durch eben diese Endfälligkeit. Daher sollten möglichst kurze Vertragszeiten gewählt werden.

Wichtig ist auch, sicherzustellen, dass am Ende der Vertragslaufzeit das Geld auf einmal zurückgezahlt werden kann. Zwar lässt sich, wenn die Bonität einen regulären Kredit wieder zulässt, ein von der Bank gewährter Ratenkredit nutzen, um das endfällige Darlehen zu begleichen, aber dies würde das Problem nur verlagern und nicht beseitigen. Besser ist für die Rückzahlung eigenes Kapital, zum Beispiel aus Ersparnissen oder einem Erbe.

Welche Policen dürfen nicht beliehen werden?

Ausgeschlossen von einem Policendarlehen sind geförderte Vorsorgeverträge. Darunter fallen etwa die Riester-Rente, Rürup-Verträge oder auch die betriebliche Altersvorsorge. Ebenso muss die Beleihungssumme hoch genug sein, bei nur 500 Euro wird ein Policendarlehen kaum stattfinden. Natürlich muss auch der Rückzahlwert der Versicherungspolice ausreichend hoch sein, in der Regel ab 5.000 Euro bei klassischen Lebensversicherungen und ab 10.000 Euro bei fondsgebundenen Verträgen.